Methoden

Was ist Psychotherapie?

Psychotherapie ist das gezielte Behandeln einer psychischen Störung oder psychischer Folgen körperlicher Erkrankungen mit Hilfe verbaler Interventionen oder übender Verfahren auf der Grundlage einer verlässlichen therapeutischen Arbeitsbeziehung. Dabei werden wissenschaftlich anerkannte Methoden angewendet. 
Die Bezeichnung Kinder und Jugendlichenpsychotherapeut ist seit 1999 durch das Psychotherapeutengesetz eine geschützte Berufsbezeichnung, die nur diejenigen verwenden dürfen, die über eine Approbation verfügen. Aufgabe des Therapeuten ist es, den Entwicklungsstand des Kindes einzuschätzen und die innere Welt des Kindes (kindliche Ängste, Abwehr, und Anpassung, Phantasien und Träume) zu ergründen und zu verstehen. Durch Einfühlung, Empathie, Spiegelung und die Fokussierung auf Ressourcen macht das Kind eine Halt gebende Beziehungserfahrung, was einen progressiven Reifungsprozess in Gang setzt und heilend wirkt.

Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

Die strukturierte Organisation von Beziehungs- und Bindungserfahrungen werden in der kindlichen Entwicklung als prägend angesehen. Sie können ein vitales Erleben von sich selbst ermöglichen, was ein Gefühl von Selbstachtung und Wohlbehagen vermittelt und Entwicklungspotential fördert. Eine einfühlsame Affektregulation (Spannungsregulierung) durch die Eltern und engsten Bezugspersonen bildet im Wesentlichen das Fundament für ein gesundes Selbsterleben und ein gesundes Stressverarbeitungssystem und somit eine stabile Säule für psychische Gesundheit. Störfaktoren in diesem System, aber natürlich auch im weiteren Beziehungskontext (Schule, soziales Umfeld), können ebenfalls zu Entwicklungsstörungen führen.
In der tiefenpsychologischen Psychotherapie wird die Psychodynamik eines aktuell wirksamen neurotischen Konfliktes untersucht und unter Beachtung von Übertragung, Gegenübertragung und Widerstand behandelt. Der Fokus wird auf die aktuelle Konfliktsituation und ein eingegrenztes Behandlungsziel gesetzt. In der Kinderpsychotherapie ist eine Einzelbehandlung nicht ausreichend wirksam, daher ist der Therapeut auch gefordert, Interaktionsprozesse und Strukturen des Familiensystems zu erfassen sowie entwicklungsfördernd zu intervenieren. Demzufolge ist die Mitarbeit der Eltern wichtig und notwendig, dazu sind u.a. auch regelmäßige Elternsitzungen erforderlich. Bei Jugendlichen kann unter Berücksichtigung der Ablösewünsche eine Einzelbehandlung erfolgen.

Techniken

Spielen als ureigenste Aktivität und Ausdrucksform des Kindes dient auch der Konfliktbewältigung. In der Spieltherapie kommt therapeutisches Spielmaterial zum Einsatz, das dem Kind die Möglichkeit gibt, sein inneres Erleben in Szene zu setzen und mit Unterstützung des Therapeuten zu bearbeiten, um z.B. ein Trauma zu bewältigen, um ein gesundes Selbstbild und gesündere Konfliktverarbeitungsstrategien zu entwickeln.
Das Gestalten mit Materialen wie Farben, Ton, Modelliersand u.a. kann hierfür ebenso als Feld für Ausdruck und Integration genutzt werden. Imaginationsarbeit, aber auch Entspannungsübungen haben sich bewährt, um psychische, kognitive und sensorische Prozesse in Gang zu setzen, die zur Differenzierung der Selbst- und Fremdwahrnehmung führen und Ressourcen aktivieren.

Systemische Familientherapie

Veränderungen beim Kind können nur dann erwartet werden, wenn die Umgebung entwicklungsfördernd ist und die Bezugspersonen angemessen auf die Entwicklungsbedürfnisse des Kindes reagieren können.
Der im Denken systemisch ausgerichtete Therapeut wird sich deshalb bemühen, die Bezugssysteme des Kindes (Eltern, Schule, soziales Umfeld) durch Eltern- und Familiensitzungen intensiv zu beleuchten. Er wird dabei den Beteiligten Beziehungsmuster verdeutlichen und mit ihnen gemeinsam Ressourcen aufspüren, um sie zu motivieren Veränderungen in Gang zu bringen.
Demzufolge hat der systemisch ausgerichtete Therapeut auch die Entwicklungsbedingungen der Eltern und die generativ wirksamen Belastungsfaktoren zu berücksichtigen und in sein Behandlungskonzept zu integrieren. Das heißt u.a., dass er Eltern bei nicht abgeschlossenen Trauerprozessen empathisch begegnen sollte, um sie darin zu unterstützen, sich selbst therapeutische Hilfe zu suchen und dadurch ihre Kinder zu entlasten. Tiefenpsychologische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie und kindzentrierte Familiebenhandlung können vernetzt gut genutzt werden, um jene Aspekte der Eltern-Kind-Interaktion herauszufiltern, in welchem sich dysfunktionale elterliche Reaktionen zeigen, die die emotionalen Probleme des symptombehafteten Kindes verstärken und dadurch potentiell verschlimmern. 
In der tiefenpsychologischen Fragestellung, ist das Symptom des Kindes als Ausdruck in seiner besonderen Verletzbarkeit zu erfassen. Es dient der innerpsychischen Regulation, wie es auch in der systemischen Betrachtung der Regulation innerhalb des Familiensystems einen Sinn macht.

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